Leseprobe 3. Teil
Immer weiter hinein in den Feenwald führte ihr Weg. Bald hörten sie keine Vögel mehr, und auch das wenige Licht wurde noch weniger. Immer enger gingen sie beisammen, bis sie sich schließlich bei den Händen fassten.
Falla bemerkte als Erster, dass sie sich einem kleinen Häuschen näherten, das mitten auf einer Lichtung stand. Und obwohl es doch Tag war, strahlten über ihnen die Sterne.
»He, schau mal, was ist das da vorn?« Falla blieb stehen, zeigte in die Richtung und Simbir Elhof sah auf.
Es war eine Hütte, so, wie sie kein anderer im Feenwald hatte. Sie war nicht aus Holz und Blättern, auch war sie nicht in den Wurzeln eines Baumes gebaut worden. Sie hing nicht in den Zweigen, so wie die Nester der Vögel. Nein, diese Hütte war ganz aus Stein! Grauem, glanzlosen Stein!
Noch nie hatten die beiden solch ein Gemäuer gesehen!
Vorsichtig, auf Zehenspitzen, um den Besitzer nicht auf sich aufmerksam zu machen, näherten sie sich der Hütte.
Simbir Elhof erstarrte, bevor sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Er stupste den Geist in die Seite. »Sieh mal! Da … da liegt etwas.«
Tatsächlich lag in dem hohen Gras ein Tier. Schwarz wie die Nacht, mit einem funkelnden Horn auf der Stirn. Jemand hatte es an einen Pfosten neben der Tür festgebunden.
»Das ist ein Einhorn«, erklärte Falla flüsternd.
»Aber Einhörner sind weiß, nicht schwarz«, versuchte Simbir zu widersprechen. Doch dieses Tier sah aus wie ein Einhorn und so musste es wohl auch eins sein, gestand Simbir sich ein und fragte: »Was macht es hier?«
Falla ließ die Schultern sinken. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es unsere Hilfe braucht.«
Sie schlichen heran und das Einhorn sah auf. In seinen blauen Augen standen Tränen, das Gold seines Hornes wirkte matt. »Bitte bindet mich los«, flüsterte es.
»Wie kommst du hierher?«, fragte Falla und trat näher.
»Der böse Zauberer hat mich entführt«, schluchzte es.
»Krah-krah!« Eine Krähe landete zwischen dem Einhorn und den Freunden und versperrte den Weg. »Verschwindet von hier! Er wird gleich wiederkommen und dann wird er auch euch gefangen nehmen. Krah-krah! Ihr schwebt in Gefahr! Krah-krah! Lauft davon, oder der Zauberer wird euch erwischen! Krah-krah! Und kommt nie, nie mehr zurück!«
Simbir blickte Falla ratlos an. »Wir können es doch nicht zurücklassen. Es ist doch noch ein Baby. Ein Fohlen.«
»Dann los!« Falla schwebte, schnell wie der Wind, an der Krähe vorbei.
Einen Moment zögerte Simbir, doch dann folgte er dem Freund.
Der schwarze Vogel stob auf und flog davon.
»Schnell! Du musst mir helfen!« Der kleine Geist hatte zu kurze Arme, um den Knoten zu lösen, mit dem das Einhorn festgebunden war.
Vorsichtig schaute sich der kleine Goblin um, konnte aber nirgendwo einen Zauberer oder eine andere Gestalt entdecken. Mutig, mit erhobenem Haupt kniete er neben dem Einhorn nieder und öffnete das Halfter. »Schnell, komm mit uns!«
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